Samstag, 31. März 2012
Zeit, ein kostbarer Schatz...
Wer kennt das nicht? 06:00Uhr, der Wecker klingelt, schnell unter die Dusche, einen kleinen Schluck Kaffee und dann zügig zur Arbeit. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Akten und Unterlagen, die bearbeitet werden müssen, Klienten verlangen nach Rückruf. Doch viel Zeit bleibt nicht, ein weiterer Außentermin steht an, den Klienten will man nicht warten lassen. 12:00Uhr, fürs Mittagessen ist nicht viel Zeit, ein belegtes Brötchen vom Bäcker um die Ecke muss reichen. Auf dem Weg zum nächsten Termin, liegt es schwer im Magen. 17:30Uhr, schnell nach Hause. Misst, den Zug um 2 Minuten verpasst, dann eben auf den nächsten warten. Zuhause angekommen, eben zum Supermarkt, dem Kühlschrank fehlen die wichtigsten Dinge. 19:30Uhr, die Wohnung sieht schlimm aus. Schnell noch sauber machen. 21:00Uhr, jetzt aber ins Bett, der nächste Arbeitstag ruft schon.

Jeder Mensch hat das Gefühl, in einem kontinuierlichen Strom der Zeit zu leben. Aber was ist eigentlich Zeit? Und warum ist sie so kostbar für unser menschliches Dasein?

Die Zeit hat es nicht schon immer gegeben. Wie Materie und Raum entstand sie vor etwa 13,7 Milliarden Jahren aus einem winzigen Punkt, voller Energie, der sich explosionsartig ausdehnte und sich bis heute noch weiter ausdehnt. Der Urknall. Manche Forscher gehen davon aus, dass Zeit nicht wirklich existiert. Und argumentieren dafür, dass Zeit nichts anderes ist als eine Illusion. Zeit ist relativ, und scheint von unterschiedlichen Betrachtern anders wahrgenommen zu werden.
„Uhren messen nur die Abstände von Ereignissen, die auf der Wirkung von Masse und Energie beruhen, “ so Bertram Weiß, Wissenschaftsjournalist in Hamburg.
Ist Zeit also in Wirklichkeit eine Phantasie unseres Geistes, eine Kopfgeburt, erschaffen von den Neuronen in unserem Gehirn? Niemand kann darauf bis heute eine eindeutige Antwort liefern!

Die Bewohner der Andamanen-Inseln im Indischen Ozean brauchen keine genaue Angabe über das Wann und Wielange. Obwohl sie keine Zeitmesser haben, wissen diese Waldbewohner dennoch ihr Jahr in Abschnitte zu unterteilen. Dazu bedienen sie sich ihres Geruches. Ihr Kalender richtet sich nach der Abfolge der jeweils blühenden Bäume und Blumen. Sie brauchen niemals nach dem Datum zu fragen, sondern müssen nur tief einatmen. Sie haben also keine theoretische Vorstellung von Zeit, sondern nehmen deren Ablauf durch den Wechsel der Düfte war.
Die Nuer, Viehzüchter im Sudan, organisieren ihr Leben nicht nach zeitlichen Vorgaben. Im Monat „kur“ errichten sie ihr Lager bei den Viehweiden. Nun, wann wissen sie aber, wann „kur“ ist. Das ist genau dann, wenn sie ihr Lager errichten. Im Monat „dwat“ kehren sie in ihre Dörfer zurück. Sie bestimmen wann „dwat“ ist, in dem Moment, in dem es geeignet erscheint, die Lager abzubrechen und in ihre Dörfer zurück zu kehren.

Diese Art und Weise mit Zeit umzugehen, unterscheidet sich grundlegend von unserem Verständnis der Zeit. Wir unterteilen den Tag in Einheiten wie Stunden, Minuten und Sekunden. Das Jahr unterteilen wir in Jahreszeiten, Monate, Wochen und Tage.

In den letzten Jahrzehnten hat die durchschnittliche Wochenarbeitszeit kontinuierlich abgenommen. Nie zuvor verfügten wir über so viel Freizeit. 42 Stunden, so das Statistische Bundesamt. Dennoch fühlen sich mehr Menschen denn je, gehetzt, rastlos und kurzatmig, durchzogen von dem beklemmenden Gefühl, nicht genug Zeit zu haben.

Also warum nehmen wir uns nicht einfach die Zeit, die wir für uns brauchen. Einfachmal abschalten, ein gutes Buch lesen, spazieren gehen. Unser Gehirn arbeitet am besten, wenn wir nichts tun. Manche Gehirnregionen werden nur dann richtig aktiv, wenn wir an gar nichts denken. Neuronen können sich so neu organisieren und neue Netzwerke knüpfen.

Mein Tipp, nehmt euch was euch zusteht. Vielleicht nicht immer gleich ans Telefon gehen, die werden schon merken, dass man nicht da ist. E-Mails erst einige Tage später beantworten, denn wenn es wirklich dringend ist, wird schon eine zweite Mail kommen.